Schon in einem Wasserflugzeug (mit)geflogen? Oder davon geträumt eine Wasserfluglizenz zu erlangen?
Wasserflugzeuge in Alaska
Wasserfliegen gehört in Alaska zum Alltag. Kein Wunder. Sie ist flächenmäßig zwanzig Mal größer als Österreich und noch immer großteils unbewohnt. Wenn Wien die gleiche Bevölkerungsdichte hätte wie Alaska, müssten in Wien etwa 167 Menschen leben. Für Berlin wären das entsprechend 357 Einwohnern.
Nur ein kleiner Teil Alaskas ist an Highways angebunden. Ungefähr 3000 Siedlungen und Orte dort sind nur auf dem Luftweg erreichbar. Reguläre Flugplätze sind rar. Dafür gibt es sehr viele Flüsse und über eine Million Seen mit der Fläche größer als 10 Morgen (ca. 4 Hektar). Kein Wunder, dass Wasserflugzeuge ein fixes Element des alaskanischen Alltags darstellen. Somit war vom Anfang meiner Karriere als Pilot dort klar, dass ich das Fliegen mit Wasserflugzeugen unbedingt beherrschen muss und es fruchtete im Endeffekt in einer jahrelangen Erfahrung mit großartigen Erlebnissen. Daraus resultiert meine folgende Überzeugung:
"Wasserflugzeuge zu fliegen ist die schönste Art des Fliegens, dass man als Pilot erleben kann."
Wer von uns braucht jedoch das Wasserfliegen? Außer für Piloten, die in Finnland leben oder in Alaska beziehungsweise auf den Malediven arbeiten, ist es wahrscheinlich für niemanden zwingend nötig. Trotzdem kommen jedes Jahr Piloten auf mich zu, die das Wasserfliegen aus der ersten Hand erfahren und lernen wollen. Kein Wunder: Es handelt sich dabei um die spaßigste Art des Fliegens, die man relativ schnell erlernen kann, zumindest was die „basics“ betrifft. Und nebenbei kann es auch eine willkommene Abwechslung in der Routine unserer alltäglichen Fliegerei und eine Erweiterung des fliegerischen Horizonts bedeuten. Oft machen wir im Züge der Ausbildung 50 oder mehr Wasserlandungen abseits der regulären Landeplätze. Ein perfektes Aussenlandetraining mit Spaß-Faktor ist also angesagt.
Europäische Wasserfluglizenz nach EASA
Die gute Nachricht: man muss nicht unbedingt nach Alaska, um eine Wasserflugberechtigung als Pilot zu erlangen. EASA hat das entsprechende Regelwerk vereinheitlicht hat. Daher bilde ich seit 2015 als Seaplane Instructor Piloten aus Österreich, Deutschland, Schweiz und anderen europäischen Länder aus und gebe meine Erfahrungen und Spaß aus der Wasserfliegerei in Alaska weiter.
Chris Barszczewski, Aviator.at
Wasserfliegen in Österreich: die Renaissance
Mit der Ankunft des Frühlings werden in Alaska die Ski unter dem Flugzeug gegen Tundra Reifen oder Schwimmer ausgetauscht. Dass man in der Saison an einem Tag zehn Mal oder mehr an verschiedenen Gewässern zu landen hat, ist dabei ganz alltäglich. Jeder dieser Landungen ist anders. Kein Wunder also, dass für alle Wasserpiloten inklusive meiner Person, die Lernkurve zugleich sehr lang aber auch sehr steil ausfällt. Auf der anderen Seite stellt das Fliegen mit einem Wasserflugzeug in der Wildnis überhaupt die schönste Art des Fliegens für die Piloten dar. Um dieses Gefühl auch weiter zu geben, habe ich im Jahre 2015 meine bisherige Ansicht gebrochen, niemanden die Fliegerei zu lehren.
So habe ich begonnen, als Instructor für Seaplanes die Piloten, auch aus Österreich, auf Wasserflugzeugen auszubilden. Es ist zwar sehr lange her, aber Wasserflugzeuge gab es auf dem österreichischen Himmel schon zu Zeiten der K. u K. Monarchie und in der ersten Republik. Heutzutage gehört leider das Bild eines Wasserflugzeuges in Österreich zu Ausnahmen. Umso mehr erfreulich ist, dass sich inzwischen dank meiner Aktivitäten die Anzahl der Piloten mit aktiven Wassewrflugberechtigung mehr als verdoppelt hat. Es finden auch immer wieder Wasserflugtreffs in Österreich. Allein am Stubenbergsee in der Steiermark gelang es mir bereits viel Mal solchen Treffs zu organisieren.
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